Die Verdauung bei Hühnern und Küken: Aufbau, Funktion und Nährstoffbedarf
 

Das Verdauungssystem von Hühnern ist ein hoch spezialisiertes System, das es ihnen ermöglicht, Energie und Nährstoffe aus ihrer Nahrung effizient zu verwerten. Dieser Beitrag erklärt den Verdauungsprozess Schritt für Schritt, beleuchtet die besonderen Bedürfnisse von Küken und gibt einen Überblick über essenzielle Nährstoffe.
 

Die Verdauungsorgane und ihre Funktion


    1.    Schnabel und Speiseröhre
    •    Hühner picken und schlucken die Nahrung ohne Zerkauen. Der Speichel enthält das Enzym Amylase, das Stärke in kleinere Moleküle aufspaltet.
    •    Die Nahrung wird durch die Speiseröhre in den Kropf transportiert.
   

 2.    Kropf (Inkubationskammer)
    •    Der Kropf dient als Zwischenspeicher. Hier wird die Nahrung durch Feuchtigkeit aufgeweicht.
    •    Der pH-Wert im Kropf bleibt relativ neutral, bis die Nahrung weiter in den Drüsenmagen gelangt.
 

    3.    Drüsenmagen (Proventriculus)
    •    Im Drüsenmagen werden Verdauungsenzyme (Pepsin) und Salzsäure (HCl) freigesetzt, die Proteine in kleinere Bausteine zerlegen.
    •    Dies ist der Beginn der chemischen Verdauung.
 

    4.    Muskelmagen (Gizzard)
    •    Hier findet die mechanische Zerkleinerung der Nahrung statt.
    •    Aufgenommene Steinchen (Grit) wirken wie Mahlsteine und unterstützen das Zermahlen von Körnern und Pflanzenfasern.
 

    5.    Dünndarm
    •    Der Dünndarm ist in drei Abschnitte gegliedert: Duodenum, Jejunum und Ileum.
    •    Enzyme der Bauchspeicheldrüse: Spalten Kohlenhydrate, Fette und Proteine in Glukose, Fettsäuren und Aminosäuren.
    •    Gallensäuren der Leber: Emulgieren Fette, um deren Verdauung zu erleichtern.
    •    Im Dünndarm erfolgt die Resorption der Nährstoffe ins Blut.
  

  6.    Blinddärme (Ceca)
    •    Hühner besitzen zwei Blinddärme, in denen unverdauliche Ballaststoffe durch Mikroorganismen fermentiert werden.
    •    Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren, die als Energiequelle genutzt werden.
    •    Bei Küken entwickeln sich die Blinddärme erst im Laufe der ersten Lebenswochen vollständig.
  

  7.    Enddarm und Kloake
    •    Der Enddarm resorbiert Wasser aus der Nahrung, was zur Bildung von festem Kot führt.
    •    Die Kloake ist der gemeinsame Ausgang für Kot, Harn und Fortpflanzungsprodukte.

Die Verdauung bei Küken


    1.    Dottersack als Nährstoffquelle
    •    In den ersten Tagen nach dem Schlüpfen ernähren sich Küken aus ihrem Dottersack, der reich an Proteinen, Fetten, Vitaminen und Mineralstoffen ist.
    •    Der Dottersack wird innerhalb von 2–3 Tagen vollständig resorbiert.
   

 2.    Entwicklung der Verdauungsorgane
    •    Nach der Dotterresorption beginnt die Aufnahme von fester Nahrung.
    •    Die Enzymproduktion in der Bauchspeicheldrüse und die Fermentationsfähigkeit der Blinddärme sind zu Beginn noch eingeschränkt und entwickeln sich schrittweise.

Wichtige Nährstoffe für Hühner und Küken


    •    Proteine
    •    Essenziell für Wachstum, Muskelaufbau und Federnbildung. Küken benötigen besonders hohe Mengen an Proteinen (18–22 % im Futter).
 •    Kohlenhydrate
    •    Liefert Energie für Stoffwechsel, Bewegung und Wärmeproduktion.
    •    Fette
    •    Hochkalorische Energiequelle und wichtig für die Aufnahme fettlöslicher Vitamine (A, D, E, K).
    •    Vitamine und Mineralstoffe
    •    Vitamin A: Unterstützt das Immunsystem und die Sehkraft.
    •    Vitamin D: Fördert die Calciumaufnahme für starke Knochen.
    •    Calcium und Phosphor: Essenziell für Knochenaufbau und, bei Legehennen, für die Eierschalenbildung.
    •    Selen und Zink: Unterstützen das Immunsystem und die Federbildung.
    •    Ballaststoffe
    •    Unverdauliche Fasern werden in den Blinddärmen fermentiert und liefern zusätzliche Energie.

Fazit

Das Verdauungssystem von Hühnern ist perfekt auf ihre Ernährungsbedürfnisse abgestimmt. Besonders bei Küken spielt der Dottersack in den ersten Lebenstagen eine Schlüsselrolle, bevor feste Nahrung die Verdauungsorgane vollständig aktiviert. Eine ausgewogene Ernährung mit den richtigen Nährstoffen ist essenziell für die Gesundheit, das Wachstum und die Leistung der Tiere.

 

Hühner und tierisches Eiweiß: Was ist wichtig zu wissen?


    1.    Grundbedarf an Eiweiß
    •    Hühner benötigen Eiweiß vor allem für den Aufbau von Muskeln, Federn und Enzymen sowie für die Produktion von Eiern.
    •    Der Eiweißbedarf variiert je nach Alter, Entwicklungsstadium und Leistung:
    •    Küken: 18–22 % Rohprotein im Futter.
    •    Legehennen: 16–18 % Rohprotein.
    •    Mastrassen: Bis zu 24 % Rohprotein in der Wachstumsphase.
    

2.    Tierisches Eiweiß als Quelle von essenziellen Aminosäuren
    •    Eiweiß besteht aus Aminosäuren, die Hühner für ihre Körperfunktionen benötigen. Einige dieser Aminosäuren (wie Methionin, Lysin und Threonin) sind essenziell, das heißt, sie können nicht vom Körper selbst produziert werden.
    •    Tierisches Eiweiß enthält häufig ein vollständigeres Profil dieser essenziellen Aminosäuren als pflanzliche Eiweißquellen. Daher kann es die Ernährung ergänzen, wenn pflanzliche Quellen nicht ausreichend sind.
 

   3.    Wann tierisches Eiweiß wichtig sein kann
    •    Während der Mauser: Der erhöhte Bedarf an Methionin und Cystein (für die Federbildung) kann durch tierisches Eiweiß leichter gedeckt werden.
    •    Bei Küken und Jungtieren: Für das schnelle Wachstum ist eine hohe Proteinqualität wichtig.
    •    Bei Naturbrut und Freilandhaltung: Insekten und Würmer, die Hühner in der Natur fressen, liefern tierisches Eiweiß und bereichern die Ernährung.
 

    4.    Pflanzliche Alternativen
    •    Viele Futtermittel enthalten pflanzliche Eiweißquellen wie Soja, Erbsen, Lupinen oder Sonnenblumenkuchen, die ebenfalls reich an Aminosäuren sind.
    •    Diese Quellen können den Bedarf an Aminosäuren oft vollständig decken, vor allem, wenn das Futter gut ausbalanciert ist.
 

    5.    Risiken von tierischem Eiweiß
    •    Futtermittelhygiene: Tierisches Eiweiß (z. B. Fischmehl oder Fleischmehl) kann ein Risiko für Verunreinigungen oder Krankheitserreger darstellen, wenn es nicht sauber verarbeitet wird.
    •    Geschmack von Eiern: Bei einem Übermaß an Fischmehl oder anderen tierischen Eiweißquellen können die Eier einen unerwünschten Geschmack annehmen.
  

  6.    Tierisches Eiweiß in der Freilandhaltung
    •    Freilandhühner nehmen von Natur aus tierisches Eiweiß auf, z. B. durch das Fressen von Würmern, Larven oder kleinen Insekten. Diese natürliche Quelle kann den Bedarf an Aminosäuren decken, ohne dass zusätzliche Ergänzungen notwendig sind.

Empfehlung
    •    In der Hobbyhaltung oder bei kleinen Beständen ist es meist nicht nötig, gezielt tierisches Eiweiß zu ergänzen, wenn das Futter hochwertig und ausgewogen ist.
    •    Bei intensiver Legeleistung, Mauser oder Aufzucht kann die Zugabe von tierischem Eiweiß (z. B. Fischmehl, Mehlwürmer oder Seidenraupen) als Ergänzung sinnvoll sein.

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