Kunstbrut
Wenn du dich für Kunstbrut – also das künstliche Ausbrüten von Hühnereiern (und anderen Geflügelarten) – interessierst, bist du hier genau richtig! Ich werde versuchen, dir das Wichtigste und Informativste rund um die Kunstbrut zusammenzufassen. Also – los geht’s!
Kurz vorweg – wer ich überhaupt bin:
Mein Name ist Katrin, ich bin 30 Jahre alt, züchte die Hühnerrassen Wyandotten SSG, Marans SK, Silverudds Bla und stehe total auf bunte Eier – deshalb habe ich eine eigene Hühnertruppe, die nach Eierfarben ausgesucht wurde. Ich bin Mitglied in einem Kleintierzuchtverein, weshalb all meine Tiere mit Bundesringen beringt sind.
Natürlich spielt für mich die Kunstbrut eine sehr große Rolle – denn die Mengen, die ich ausbrüte, um mir eine Nachzucht zu sichern, würden Glucken wohl nie schaffen! Da sprechen wir nämlich von rund 400–500 Bruteiern pro Saison. Die Saison für die Kunstbrut startet für mich im November und endet meistens rund um den März, spätestens April. Warum das so ist, erkläre ich euch später.
Die wichtigsten Infos rund um die Kunstbrut
Was ist eine Kunstbrut und wozu dient sie?
Wenn man von Kunstbrut spricht, meint man das Ausbrüten von Hühnereiern (oder Gänse-, Enten-, Vogel-, Puten- …-Eiern) in einem Brutapparat/Brutkasten. Dieser übernimmt quasi die Rolle der Glucke (= Naturbrut, wenn das Tier auf den Eiern sitzt, bis die Küken schlüpfen).
Für mich in der Zucht ist die Kunstbrut unverzichtbar! Hauptsächlich deshalb, weil ich den Brutbeginn flexibel timen kann und die Möglichkeit habe, größere Mengen an Bruteiern zeitgleich auszubrüten.
Welches Gerät ist zu empfehlen?
Um diese Frage zu beantworten, muss ich kurz ausholen: Man unterscheidet zwischen sogenannten Flächen- und Motorbrütern.
Flächenbrüter sind für Hobbyzüchter und Anfänger meist völlig ausreichend. Man brütet die Eier alle gleichzeitig aus, und sie sind einfacher zu bedienen.
Motorbrüter hingegen bieten viel mehr Platz und die Möglichkeit, immer wieder Eier nachzulegen. Diese beiden Brüterarten unterscheiden sich auch deutlich in der Handhabung.
Folgende Marken kann ich persönlich empfehlen:
Heka, Hemel, RCOM, Covatutto
Welche Parameter brauche ich zum Ausbrüten von Eiern?
Ich appelliere an alle: Haltet euch an die Bedienungsanleitung eures Brüters – jeder Brüter arbeitet anders und hat daher andere vorgegebene Parameter.
Meist brütet man in den ersten 18 Tagen bei einer Temperatur zwischen 37,5 und 38,3 °C und einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40–60 %.
Ab dem 18. Tag (wenn man die Eier von der Rollhorde auf die Schlupfhorde legt) senkt man die Temperatur etwas ab und erhöht die Luftfeuchtigkeit auf mindestens 70–80 %.
Ich sage immer: Besser einmal in ein gutes Gerät investieren, das zuverlässig läuft, als dreimal ein billiges Gerät zu kaufen und sich dann über eine schlechte Schlupfquote zu ärgern. Eine automatische Wendung, Regelung der Luftfeuchtigkeit und Temperatursteuerung kann ich wärmstens empfehlen. Ich persönlich nutze den Hemel B120.
Wie bereite ich mich auf die Kunstbrut vor?
Der Raum muss Luftfeuchtigkeit und Temperatur konstant halten.
Das Gerät darf nicht in direkter Sonneneinstrahlung stehen.
Lies unbedingt die Bedienungsanleitung, bevor du startest!
Wichtig bei Bruteiern per Post:
12–24 Stunden bei Raumtemperatur ruhen lassen.
Vorher desinfizieren (z. B. mit 2 % Wasserstoffperoxid, 1 Minute eintauchen).
Danach auf der Rollhorde lufttrocknen lassen.
Wann führe ich eine Kunstbrut durch?
Ich als Rassegeflügelzüchterin starte im November und beende die Saison im März. Ich bevorzuge die kalten Monate, weil die Küken dann robuster sind und ich passende Haltungsbedingungen habe.
Wenn du keinen isolierten Stall hast, rate ich von einer Kunstbrut im Sommer ab.
Fliegen können durch die Lüftungsschlitze gelangen und Eier in der Maschine ablegen (habe ich selbst erlebt).
Außerdem ist der Parasiten- und Bakteriendruck im Sommer deutlich höher.
Wann schiere ich die Eier?
Schieren = Durchleuchten der Eier mit einer Schierlampe oder Taschenlampe.
Ich schiere meistens am 7. Tag.
Optional noch einmal am 14./15. Tag.
Spätestens beim Umlegen auf die Schlupfhorde (Tag 18).
Wie werden die Tage berechnet?
Die Brutzeit bei Hühnereiern beträgt 21 Tage.
Beispiel:
Lege ich die Eier am 01.01.2025 ein, ist der 21. Tag (Schlupftag) der 22.01.2025,
und der 18. Tag (zum Umlegen) der 19.01.2025.
Wie erkenne ich, ob ein Ei befruchtet ist?
Das Ei wird vorsichtig an der stumpfen Seite auf die Lampe gesetzt.
Bei hellen Eiern sieht man schnell die Adern.
Bei dunklen Eiern erkennt man meist nur die Veränderung der Luftblase.
Was, wenn die Küken nicht schlüpfen?
Wenn du dich genau an die Anleitung gehalten und ein gutes Gerät benutzt hast, sollte es keinen Totalausfall geben – außer die Eier waren unbefruchtet.
Die Küken beginnen rund um den 20. Tag mit dem Anpicken.
Ab dem 18. Tag gilt: Brutmaschine bleibt geschlossen – ohne Ausnahme!
Küken können bis zu 50 Stunden vom Dottersack zehren – sie müssen nicht sofort raus.
Dunkle den Raum ab, damit sie nicht unnötig aktiv werden.
Am Ende des 22. Tages schalte ich das Gerät ab und öffne die nicht geschlüpften Eier – um herauszufinden, was schiefgelaufen ist. (Das muss aber nicht jeder machen – manche finden das zu unangenehm.)
Was tun, wenn ein Küken im Ei stecken bleibt?
Das kommt leider häufiger vor.
Meine persönliche Meinung:
Ich empfehle nicht, dem Küken zu helfen – wenn es den Schlupf allein nicht schafft, hat das meist einen Grund. Für die Zucht beginnt die Selektion beim Schlupf.
Helfen bringt oft mehr Schaden als Nutzen.
Häufige Fehler bei der Kunstbrut
Bruteier bei Frost lagern
Falsche Einstellungen am Gerät (Temperatur, Luftfeuchtigkeit)
Zu wenig Sauerstoff
Falscher Standort des Brutgeräts
Fehler beim Wenden
Temperaturschwankungen
Persönliche Tipps
Marans-Bruteier (oder Eier mit dicker Schale) brüte ich bis Tag 18 trocken.
Grund: Die dicke Schale verhindert Wasserverdunstung, das Küken kann ertrinken.
Ab Tag 18 erhöhe ich die Luftfeuchtigkeit auf mindestens 85 %.
Ich gebe gern etwas Apfelessig ins Wasser, damit das Küken die Schale leichter durchbrechen kann.
Nach dem Schlupf
Die ersten 5 Tage halte ich die Küken auf Handtüchern, die mehrfach täglich gewechselt werden – für besseren Halt.
Ab dem 6. Tag verwende ich Hanfeinstreu.
Ab Tag 1 bekommen meine Küken Kükenglück 2.0 von Röhnfried ins Wasser – für einen gesunden Darm und zur Nährstoffversorgung.
Mit 10–12 Wochen ziehen die Küken zu den großen Tieren, da ihr Immunsystem dann stabil genug ist.
Wenn du noch Fragen rund um die Kunstbrut hast, folge gerne meinem Instagram-Kanal @federvieh.gruenzeug – dort habe ich ein Highlight zum Thema Kunstbrut erstellt.
Liebe Grüße,
Katrin

Umlegen der Eier auf die Schlupfhorde an Tag 18

Kükenschlupf – Öffnen der Brutmaschine an Tag 22und noch ein paar Fotos meiner frisch geschlüpften Küken

Wyandotten SSG

Buntleger